Kleine Braune Otos, oder – abgekürzt – schlicht KBOs, so heißen bzw. hießen die Tiere im BSSW, einer Hobbyvereinigung von Enthusiasten, die sich mit diesen (und anderen) Tieren intensiv beschäftigten. Man nahm damals an, dass die Art eine unbeschriebene Otocinclus-Art sei.
Erst im Jahre 2011 wurden die Fische als Otothyropsis piribebuy beschrieben (Calegari et al. 2011). Deshalb werden einige Aquarianer weiterhin die Bezeichnung Otocinclus notatus, weniger häufig O. negros, O. sp. „Paraguay“ oder KBO (Kleiner Brauner Oto) verwenden. Unter dem „richtigen“ Namen Otothyropsis piribebuy wurden die Fische ja erst seit der Beschreibung bekannt.
Systematik: | |||||
---|---|---|---|---|---|
Ordnung: | Siluriformes | (Welse) | |||
Familie: | Loricariidae | (Harnischwelse) | |||
Unterfamilie: | Hypoptopomatinae | ||||
Gattung: | Otothyropsis | ||||
Art: | O. piribebuy |
Typusfundort der Art ist der namensgebende Fluss Piribebuy, der im Süden des Landes Paraguays einen Zufluss zum Rio Paraguay bildet. O. piribebuy ist wohl schon seit mehr als 35 Jahren in unseren Aquarien heimisch. Elsholz (1982) gibt den Erstimport der Art in die DDR mit dem Jahr 1981 an. Die Art lebt nun auch schon seit gut 25 Jahren dauerhaft in meinen Aquarien.
Ich hatte früher ein paarmal die Erfahrung gemacht, dass neu importierte, also kurz vorher beim Großhändler erworbene und erst vor kurzem gefangene hypoptopomatine Harnischwelse, deutlich besser für eine Eingewöhnung ins Aquarium geeignet sind als Tiere, die schon für längere Zeit in den Haltungseinrichtungen des Fängers, Exporteurs, Importeurs oder Zoofachhändlers lebten. Dabei kommt es aber im Einzelfall sehr darauf an, ob der Exporteur bzw. der Importeur oder der Fachhändler den Tieren gute Bedingungen bieten konnte, oder ob die Tiere für drei bis vier Wochen Hunger leiden mussten. Es kann also durchaus auch so sein, dass gerade beim Exporteur oder Importeur für längere Zeit eingewöhnte Tiere besonders gut stehen!
Der Zoofachhandel, also der Einzelhandel, wird aus verschiedenen Gründen (siehe weiter unten) in den Verkaufsbecken kaum optimale Haltungsmöglichkeiten für die Tiere bieten können, so dass die meisten Hypoptopomatinae leider auch im Händlerbecken zusammen mit vielen mehr oder weniger starken Futterkonkurrenten Hunger leiden müssen. Es genügt nicht, für 50 Tiere jeden Tag vier oder fünf Futtertabletten ins Becken zu geben, um die Tiere satt zu machen, vor allem nicht, wenn sich weitere “gute Fresser” mit im gleichen Becken befinden. Deshalb kommt es leider dazu, dass die Tiere eingefallene Bäuche zeigen und im Verlauf von Wochen im Händlerbecken oder später beim Aquarianer langsam verhungern.
Frisch erworbene Tiere sollte man zunächst – möglichst alleine – in ein gut eingefahrenes Aquarium setzen und sehr sorgfältig und reichlich, also am besten mehrmals am Tag, füttern. Als sehr gutes Futter, welches die Tiere wieder in gute Kondition bringt, bietet sich für die ersten beiden Wochen eine täglich zweimalige Fütterung von frisch geschlüpften Artemia-Nauplien oder einem vergleichbaren guten Frostfutter (Bosmina, Cyclops, Artemia) an. Die Tiere werden, falls sie gesund sind, schon kurz nach dem Einsetzen mit dem Abweiden der Aquarieneinrichtung beginnen, was wohl den nach wie vor bestehenden Ruf der Tiere als Algenvertilger maßgeblich beeinflusste.
Man sollte sich jedoch im Klaren darüber sein, dass die Tiere selbst in einem gut bepflanzten Aquarium schon nach ein paar Tagen nicht mehr genug Futter finden können, um ihren Futterbedarf durch das Abweiden der Einrichtung zu stillen. Später kann man bei eingewöhnten Tieren gröberes Frostfutter und Futtertabletten zufüttern, sollte aber immer darauf achten, dass die kleinen Welse nicht zu kurz kommen.
Meine ersten Tiere hatte ich vor ungefähr 25 Jahren von Stefan Tanner, dem damals in der Schweiz lebenden Redakteur des BSSW-Reports, bekommen. Er brachte eine größere Gruppe von frisch importierten Wildfängen aus der Schweiz mit nach Berlin. Die Eingewöhnung der Wildfangtiere – nach wie vor sind offenbar vor allem Wildfänge aus Paraguay im Handel – gelang gut und schon bald hatte ich die ersten Nachzuchten. Stefan hat nun in den USA eine eigene Firma, die sich mit der Haltung von Fischen befasst.
Über die kleinen hypoptopomatinen Welse kursieren nach wie vor sehr unterschiedliche, teilweise auch falsche Informationen zur tiergerechten Haltung und dauerhaften Pflege im Aquarium. Sehr oft werden in älteren Aquarienbüchern ein „Paar“ oder ein „kleiner Schwarm“ (bis fünf Tiere) der Gattung Otocinclus bei einer Ersteinrichtung des Aquariums gekauft, um einem möglichen Algenwachstum im neuen Aquarium vorzubeugen.
cascudinhos, so werden die kleinen Harnischwelse, nach den Knochenplatten und ihrer Hautbezahnung, die einem Harnisch ähnelt, in den südamerikanischen Ländern bezeichnet.
Wenn man sich die Art zulegen möchte, sollte man zunächst kritisch überdenken, ob die Tiere in einem Artaquarium oder einem Gesellschaftsaquarium gepflegt werden sollen. Das ist sehr wichtig, denn die Vergesellschaftung mit Fischarten, die den Tieren zu viel Konkurrenz um Ruheplätze, Futter und Eiablageplätze machen, führt im besten Fall zur ausbleibenden Nachzucht, was für die meisten Aquarianer akzeptabel ist, im schlimmsten Fall aber zum -– vermeidbaren -– Tod der Tiere durch Verhungern!
Bei der Vergesellschaftung der kleinen Welse mit anderen Fischarten sollte man deshalb darauf achten, dass die Mitbewohner nicht zu aufdringlich sind, also die kleinen Welse jagen, anderweitig belästigen oder sogar versuchen, an den Tieren herumzuknabbern, so dass die Tiere es nicht mehr wagen, tagsüber im Aquarium auf Futtersuche zu gehen, was sie sonst sehr gerne tun.
Auf keinen Fall sollten die Tiere, und damit meine ich alle kleinen hypoptopomatinen Loricariiden, als Funktionsfische bzw. Algenvertilger gekauft werden, als die sie leider immer noch teilweise angeboten werden (Linberg, 2000), oft ein Todesurteil für diese Fische (wie leider in derVergangenheit auch für viele Panzerwelse „Müllmänner“ oder Prachtschmerlen „Schneckenfresser“)! Vor allem in gestylten Aquarien liest man immer noch häufig die Empfehlung, doch auch eine große Zahl kleiner hypoptopomatiner Harnischwelse zur Algenprophylaxe als Erstbesatz einzubringen.
Bei der Vergesellschaftung von Fischen wird häufig empfohlen, Fische mit den gleichen Ansprüchen zusammen in ein Aquarium zu setzen. Diese Empfehlung widerspricht jedoch allen bisher bekannten biologischen Konzepten. Zwar ist eine Vergesellschaftung von Tieren mit ähnlichen Ansprüchen an die wichtigsten Wasserparameter (Temperatur, elektrische Leitfähigkeit, Wasserhärte, Ionenspektrum, pH) durchaus sinnvoll, wissenschaftliche Untersuchungen haben aber gezeigt, dass die zwischenartliche Konkurrenzvermeidung und damit die Ressourcenaufteilung (Futter, Reviere, Verstecke, Laichplätze, …) meist eine sehr viel größere Rolle bei der Wahl des Lebensraums spielen. Gerade die Konkurrenz um Futter, Versteck- und Ruheplätze führt im Aquarium dazu, dass kleine hypoptopomatine Harnischwelse auf Dauer im Gesellschaftsaquarium mit konkurrenzstarken Fischen nicht mithalten können und mittelfristig verdrängt werden!
Dass die Tiere mit Algen jedoch nicht artgerecht ernährt werden können, kann man in veralgten Aquarien sehen, in denen die Tiere trotzdem sehr hungrig aussehen. Eingefallene Bäuche zeigen, dass sie bei der Nahrungsaufnahme viel zu kurz gekommen sind. Die Artikelserie von Schramm (1991a; 1991b; 1992a; 1992b), zeigt aber, dass man es auch schon vor ungefähr 30 Jahren besser wusste.
Wie oben schon erwähnt, werden oft ein „Paar“ oder ein „kleiner Schwarm“ (vier bis sechs Tiere) bei einer Ersteinrichtung des Aquariums gekauft, um einem möglichen Algenwachstum im neu eingerichteten Aquarium vorzubeugen. Das kann man natürlich machen, man muss aber dann sofort mit fein zerriebenem Trockenfutter, Futtertabletten oder Granulat zufüttern. In einem neu eingerichteten Aquarium finden die Tiere kein Futter und verlieren schnell an Kondition. Der Hinweis, die Fische auch mal eine oder zwei Wochen hungern zu lassen, damit sie besser an die Algen gehen, hat leider schon manchem kleinen Wels das Leben gekostet. Das muss man auf jeden Fall vermeiden!
O. piribebuy mag aber nicht nur Trockenfutter. Um die Tiere in Laichkondition zu bringen, füttere ich reichlich feines Frostfutter, wie Bosmina, Cyclops oder Artemia. Letztere werden von den Tieren auch sehr gerne lebend in Form von frischgeschlüpften Nauplien genommen. In dieser Form stellen sie auch ein sehr gutes Futter für den Laichansatz der Elterntiere und ein ebenso gutes Futter für die Jungfische dar. Otothyropsis piribebuy fressen im Aquarium auch an Melonen, Mango, Zucchini oder Paprika. Es lohnt sich, immer mal was Neues zur Fütterung auszuprobieren.
Mittlerweile setze ich neben den als Basisfutter verwendeten und schnell zerfallenden Futtertabletten eines deutschen Herstellers im gelben Eimer auch selbstgemachtes Futter her auf das mich ein befreundeter Kassler Biologe gebracht hatte. Vielleicht gibt es irgendwann dazu mal einen beschreibenden Text.
Die Tiere werden, auch wenn sie gut gefüttert und gesund sind, trotzdem dauernd die Aquarieneinrichtung abweiden, jedoch weniger, um Algen, sondern eher, um den Biofilm zu fressen. Eine erfolgreiche Haltung kann man nach spätestens zwei oder drei Wochen daran erkennen, dass besonders die Weibchen deutlich an Leibesfülle zugenommen haben. Wenn man jetzt nicht in der Pflege nachlässt und alle zwei bis drei Wochen einen ordentlichen Wasserwechsel von mindestens der Hälfte des Beckenvolumens durchführt, wird man sehr lange Zeit große Freude an den interessanten kleinen Fischen haben.
Bei der Haltung habe ich im Laufe der Zeit die Erfahrung gemacht, dass ein regelmäßiger Wasserwechsel und eine gute Filterung sehr viel mehr bewirken, als die konsequente Einhaltung „natürlicher“ Wasserparameter wie pH, elektrische Leitfähigkeit, Wasserhärte oder eine besonders hohe Sauerstoffkonzentration (Bilke, 1992). Auch die Temperatur spielt bei meinen Fischen eine eher untergeordnete Rolle. Im Winter geht diese in einigen meiner unbeheizten Aquarien – ich halte vor allem Niedrigenergiefische, die auch bei geringeren Temperaturen gehalten werden können – auch mal auf 18 °C zurück und steigt im Sommer im Extremfall auf bis zu 34 °C, was Tieren in guter Kondition aber nichts ausmacht.
Für die Haltung und Zucht reichen aber Temperaturen von 22 bis 25 °C völlig aus. Bei Sauerstoffmangel, starker Fütterung und hohen Temperaturen kann O. piribebuy auch ab und zu an die Wasseroberfläche oder sogar über die Wasseroberfläche kommen, um vom relativ sauerstoffreichen Wasser an der Wasseroberfläche zu profitieren. Ein Verhalten, welches Lüling (1974) auch schon für Otocinclus-Arten in der Natur beobachtete.
Ein Art-Aquarium (“Artbecken”) für eine etwas effektivere Zucht von Otothyropsis piribebuy kann wie folgt eingerichtet werden: In ein Aquarium mit den Mindestmaßen von 40 cm Breite (also ein “Standard 40er Becken”, wie Aquarianer so sagen) kommt ein Mattenfilter mit einem leistungsfähigen Luftheber an eine Stirnseite. Das Aquarium wird ohne Bodengrund betrieben, als Einrichtungsgegenstände kommt viel Holz in Form von dünnen trockenen (und natürlich vorher gewässerten) Ästen von Fichte, Kiefer, Buche, Eiche in Frage, welche möglichst senkrecht aufgestellt werden. Als Laichpflanzen hatte ich ursprünglich (wie auf einigen Bildern zu sehen) Anubias sp. verwendet, bin aber vor einiger Zeit auf die schmalblättrige Form des Javafarns Microsorum sp. übergegangen. Höhlen sind nicht nötig. Nach meinen Beobachtungen nutzen die Fische keine Höhlen als Verstecke, wohl aber die Unterseite von Holzstücken.
Die Strömung des Filterauslaufs bzw. Lufthebers bricht sich an der dem Filter gegenüberliegenden Seite. Diese Stelle wird, wenn dort genug Ablaichpflanzen zu finden sind, gerne zum Laichen genutzt.
Die Zucht von kleinen hypoptopomatinen Welsen war früher eine kleine Sensation (Elsholz, 1980), gelingt jedoch in neuerer Zeit immer häufiger, wenn auch manchmal nur in Form einer Zufallszucht (Mueller, 2001). O. piribebuy eignet sich sehr gut für den Einstieg engagierter Aquarianer in die Zucht von kleinen hypoptopomatinen Harnischwelsen. Wie man die Tiere gut füttert, habe ich ja weiter oben schon beschrieben. Wenn man nun den Anteil an gutem Frostfutter und lebenden Artemien erhöht, setzen die Weibchen Laich an, der dann leicht grünlich durch die dicken Leiber scheint. Die Weibchen erreichen bei guter Fütterung dabei eine beachtliche Dicke, wie das Bild im Welsatlas 1 (1. Auflage, 2002) auf Seite 395 oben (damals noch als LG2 bezeichnet) zeigt.
Wenn man nun zusätzlich, am besten in einem Artbecken, gerne mit acht bis zwölf Tieren, den wöchentlichen Wasserwechsel für drei bis fünf Wochen aussetzt und dann einen sehr starken, gern auch etwas kühleren Wasserwechsel von bis zu 80% des Beckenvolumens durchführt, sollten die Tiere reagieren und mit deutlich erhöhter Aktivität das baldige Ablaichen ankündigen. Wenn es nach zwei bis drei Tagen nicht geklappt hat, kann man mit einem zweiten Wasserwechsel mit etwas weicherem Wasser versuchen, etwas nachzuhelfen.
Als Filter in einem Zuchtaquarium hat sich bei mir ein leistungsfähiger luftbetriebener Mattenfilter als geeignet erwiesen. Mehrere kleine dünne Holzstücke oder Moorkienwurzeln und auch einige dichte Büsche von Anubias oder schmalblättrigem Microsorum werden locker auf das Becken verteilt aber besonders auch dort angebracht, wo sich die Strömung des Filterauslaufs mit einer der Front- oder Seitenscheiben bricht. Auf einen Bodengrund verzichte ich im Zuchtbecken mittlerweile völlig oder bringe allenfalls eine dünne feine Sandschicht ein. Wenn man die Wurzeln und Pflanzen als Laichsubstrat im Bereich der Frontscheibe unterbringt, hat man vielleicht sogar das Glück, das Ablaichen, die Eientwicklung oder den Schlupf der Jungfische direkt beobachten zu können.
Die Tiere laichen bei mir vor allem in den Morgenstunden und abends. Wenn die Tiere laichen, sind oft mehrere Weibchen und fast alle geschlechtsreifen Männchen daran beteiligt. Dann geht es im Zuchtaquarium sehr hektisch zu und oft wollen sich mehrere Männchen gleichzeitig mit einem Weibchen paaren, was zu sehr wilden Verfolgungsjagden im Aquarium führt. Aber nur ein Männchen kommt zum Zug. Die Fische zeigen, ähnlich wie Panzerwelse, eine sogenannte T-Stellung, bei der sich das Männchen beim eigentlichen Laichvorgang gekrümmt um den Kopf des Weibchens legt. Das passiert jedoch alles sehr schnell.
Nachdem die 2 bis 10 Eier pro Laichgang abgelegt wurden, trennt sich das Paar wieder und die wilde Verfolgungsjagd geht weiter. Die Anzahl der am Ende abgegebenen Eier liegt bei einem Weibchen zwischen 40 und 150, je nach dessen Alter, Größe und Laichansatz.
Die Eier sind transparent, leicht grünlich gefärbt und deshalb vor allem auf Pflanzen nicht gut sichtbar, vor allem, weil sie zusätzlich bevorzugt versteckt abgelegt werden. Meist werden die Eier in kleinen Gruppen abgelegt.
Ab und zu findet man auch einzelne Eier an Stellen nahe der Frontscheibe oder sogar direkt an der Frontscheibe, an denen man den Ablauf der Entwicklung direkt beobachten kann – was besonders spannend ist.
Sie entwickeln sich recht rasch und einige Jungfische schlüpfen schon nach zwei oder drei Tagen. Man könnte jetzt auch die Elterntiere herausfangen und die fast transparenten Jungtiere getrennt von den Eltern aufziehen. Ich habe mir diese Mühe bisher nicht gemacht zudem das ja auch mit recht viel Arbeit und Stress – besonders für die Tiere – verbunden ist.
Ich habe jedoch die Erfahrung gemacht, dass man die Elterntiere ganz gut zusammen mit den Jungfischen im Aquarium halten kann. Wenn man die Elterntiere gut füttert, was man, sobald man die ersten frisch geschlüpften Jungfische im Aquarium sieht, sowieso machen muss, werden diese möglicherweise nach frühestens fünf bis sechs Tagen ein weiteres Mal ablaichen. Nach meiner Erfahrung vergreifen sich die Elterntiere so gut wie nie an ihrer Nachzucht, was leider nicht bei allen kleinen Harnischwelsen so ist. Als erstes Futter gebe ich etwas Algenpulver, etwas Staubfutter in Form sehr fein zerriebener Futtertabletten und natürlich jede Menge frisch geschlüpfter Artemia-Nauplien. Die Elterntiere selbst sind schon nach vier bis sieben Tagen wieder laichbereit und laichen auch dann wieder ab. So kann man bis zu fünf Laichserien gemeinsam in einem Aquarium aufziehen. Länger funktioniert es nicht gut, da die heranwachsenden Jungfische bei entsprechender Größe die frisch abgelegten Eier – also ihre eigenen Geschwister – fressen.
Die Jungtiere wachsen bei guter und regelmäßiger Fütterung rasend schnell. Wenn man in einem Aquarium von ungefähr 40 Zentimetern Länge (25 Liter Volumen) zwischen 100 und 150 Jungfische aus mehreren Laichserien gemeinsam aufzieht, ist ein regelmäßiger Wasserwechsel zunächst alle drei bis vier Tage dringend notwendig. Wenn die Jungfische nach zwei bis drei Wochen etwas größer geworden sind, bedeutet das, dass spätestens jeden zweiten Tag zwischen 60 und 80% des Beckenvolumens gewechselt werden müssen, weil es sonst, bei häufiger Futtergabe, rapide zu einer Verschlechterung der Wasserverhältnisse und zum Sterben der Jungfische kommen kann.
Nach sechs bis acht Wochen können die Jungfische schon knapp zwei Drittel so lang wie ihre Eltern sein und ab diesem Zeitpunkt wird das Wachstum deutlich langsamer. Teilweise hatte ich Fische in dieser Größe schon abgegeben, beschränke mich aber mittlerweile darauf, die Fische in andere Aquarien umzusetzen. Die schlechten Erfahrungen und die teilweise großen Verluste haben mich aber davon absehen lassen, die Tiere zu früh an andere Aquarianer abzugeben. Frühestens im Alter von einem halben Jahr, eher später, gebe ich Gruppen von Fischen ab. Von jeder Zucht behalte ich immer einige Tiere zurück, die dann nach ungefähr einem knappen Jahr geschlechtsreif sind. So konnte ich O. piribebuy bisher über 20 Jahre erfolgreich halten und regelmäßig vermehren.
Ein Jungfisch nach ca. zwei Wochen. (Bildquelle: Stefan K. Hetz, native-fish.org)
Nach meiner Erfahrung werden die meisten kleinen hypoptopomatinen Welse nicht sehr alt, weder in der Natur (dort aufgrund natürlicher Faktoren schon gar nicht!), noch im Aquarium. Bei optimaler Pflege im Artbecken sterben die Tiere nach 2 bis 3, spätestens aber nach 4 oder 5 Jahren. Die Arten sind nach derzeitigem Wissen typische Vertreter der R-Strategie, wachsen also schnell, vermehren sich in jungem Alter sehr schnell und reichlich, werden aber nicht alt.
Die Erfahrung mit Otothyropsis piribebuy hat mir geholfen, auch andere kleine hypoptopomatine Welse erfolgreich zu halten und zum größten Teil auch nachzuzüchten. Die kleinen hypoptopomatinen Welse verdienen etwas mehr unserer Aufmerksamkeit und wir sollten ihnen durch optimale Haltungsbedingungen eine Chance geben, sie in unseren Aquarium tiergerecht zu halten. Das ist gar nicht so schwer, wie man zu Anfang vielleicht denkt. Nur braucht man ein bisschen Erfahrung und vor allem Disziplin!
Im my-fish podcast mit der Nummer 252 habe ich im Juni 2020 ein wenig mit Lukas Müller über die Fische geplaudert. Hier ist der link .
Bilke, E. (1992). ‘Eichhörnchen’ im Aquarium: Otocinclus notatus. Datz 45 (10), 625-627.
Calegari, B. B., Lehmann, A. P. und Reis, R. E. (2011). A new species of Otothyropsis (Siluriformes: Loricariidae) from the rio Paraguay basin, Paraguay. Neotropical Ichthyology 9 (2), 253-260.
Elsholz, K. D. (1980). Erstnachzucht von Otocinclus vittatus. Aquarien Terrarien 27 (7), 230.
Elsholz, K. D. (1982). Otocinclus notatus. Aquarien Terrarien 29 (6), 204-204.
Evers, H-G.; Seidel, I. (2002). Wels-Atlas 1. 1. Aufl. Mergus, Melle.
Linberg, T. (2000). Otocinclus – fleissige Saubermänner im Aquarium. Aquarien-Praxis 10, 8-10.
Lüling, K. H. (1974). Ohrgitterwelse der Gattung Otocinclus kommen über den Wasserspiegel. Aquarien Terrarien 21 (9), 302-304.
Mueller, J. (2001). Natürliche Zufallszucht von “Otocinclus” sp. “Negros”. BSSW Report 1, 27-30.
Schramm, U. (1991a). Welse mit ‘Trommelfell’: Otocinclus & Co. Teil 1: Einführung – Ernährung. Das Aquarium, 14-16.
Schramm, U. (1991b). Welse mit ‘Trommelfell’: Otocinclus & Co. Teil 2: Wasserpflege, Technik und Beckeneinrichtung. Das Aquarium, 5-6.
Schramm, U. (1992a). Welse mit ‘Trommelfell’: Otocinclus & Co. Schluss: Historie, etwas Systematik und Artnamen in der aquaristischen Literatur. Das Aquarium, 10-12.
Schramm, U. (1992b). Welse mit ‘Trommelfell’: Otocinclus & Co. Teil 3: Zucht und Aufzucht. Das Aquarium, 7-9.