Warum sind diese Hydren unbeliebt? Dazu fragen sie mal einen Züchter von Fischarten, die als Jungfische auf Lebendfutter aus Teichen und Tümpeln angewiesen sind. Hydra, es soll in Deutschland in dieser Gattung fünf Arten geben, ist vor allem in Jungfischaufzuchtaquarien ein sehr unbeliebter Mitbewohner. Selbst mehrere Wochen alte Jungfische können den Süßwasserpolypen noch zum Opfer fallen.
Die Süßwasserpolypen (mit der Gattung Hydra) gehören zur Tierklasse der Hydrozoa. Diese wiederum gehören zu den Nesseltieren (Cnidaria) und damit haben wir schon eine wichtige Eigenschaft erwähnt: Die Tiere besitzen Nesselkapseln an ihren Fangarmen. Diese Nesselkapseln reagieren auf Berührungen (zum Beispiel eines unachtsamen Jungfisches) aber auch auf chemische Reize. Im Biologiestudium hatten wir die Nesselkapseln durch ein wenig Essigsäure im Wasser “ausgelöst” (irgendwo muss ich auch noch meine Zeichnungen dieser Nesselkapseln haben …).
Hydra ist relativ einfach aufgebaut. Mit einer Fußscheibe setzt sich der Polyp am Substrat fest. Der eigentliche Körper ist sackförmig, hohl und verfügt über eine apikale Mundöffnung, über die Nahrung in den Körper gebracht wird. Die Wand des Körpers besteht aus drei Schichten, außen eine einschichtige Epidermis mit Sinneszellen und Muskelzellen, die die Polypen sehr beweglich machen, darunter als Mittelschicht die Mesogloea, die Nervenzellen enthalten kann (auf Berührung zieht sich der Polyp zusammen). Die innere Zellschicht besteht unter anderem aus Drüsenzellen und kann Verdauungsenzyme abgeben, welche die Nahrung im Körper verdauen kann.
Vor allem auf den Tentakeln befinden sich sehr viele (bis mehrere Tausend) ektodermale Nesselzellen, die dem Fang von Beutetieren dienen. Diese Nesselzellen (Cniden) werden aus den Cnidoblasten gebildet. Die Nesselzellen schnellen auf einen taktilen oder chemischen Reiz hin innerhalb von sehr kurzer Zeit (im Bereich weniger Mikrosekunden) einen schlauchförmigen mit einer Spitze versehenen Nesselfaden heraus, der das Beutetier durchdringt und lähmt.
Mit Hilfe der beweglichen Tentakel wird die Beute zum Mund geführt und in den Körper verbracht. Dort sorgen Verdauungsenzyme der Drüsenzellen für die Verdauung der Beute. Die verdaute Nahrung wird durch die Zellen aufgenommen.
Die meiste aquaristische Literatur über Hydra befasst sich mit deren Bekämpfung (Bethmann 2021), obwohl die Tiere auch als reines Beobachtungsobjekt sehr interessant sind.
“Herr Simon berichtet, dass in seinem Makropoden-Zuchtbecken sich ein Süßwasserpolyp, Hydra vulgaris, so sehr vermehrt habe, dass er bei der nun bald beginnenden Zucht großen Schaden befürchten muss und fragt an, wie er den Polyp entfernen könne …”
Vereinsnachrichten Triton Berlin, Ordentliche Sitzung am 6. Februar 1891
Blätter für Aquarien- und Terrarienfreunde (1891) 2 (7), Seite 68
Das ist nicht weiter verwunderlich, wurde doch gerade zu Beginn der Aquaristik vor allem Lebendfutter gefüttert, was die Vermehrung der Polypen unterstützte. Aber auch schon damals gab es Berichte, welche auf die interessanten Fähigkeiten dieser Tiere aufmerksam machten (Wetzel 1896). auch in den ersten Aquarienbüchern wird Hydra erwähnt (Bade 1898).
Wenn Sie mal an Hydra kommen sollten – man findet sie fast in jedem größeren Gewässer in Parks oder in Tümpeln mit Planktonvorkommen – nutzen Sie doch die Chance, diese interessanten Lebewesen für ein paar Tage oder Wochen zu beobachten. Sie müssen sie ja nicht mit kleinen Fischen vergesellschaften …
Bade, E. (1898). Das Süßwasser-Aquarium. Geschichte, Flora und Fauna des Süsswasser-Aquariums seine Anlage und Pflege. 1. Auflage, Verlag von Fritz Pfenningstorff, Berlin. 534 Seiten.
Bethmann, A. (2021): Eine Antihydra- Lösung für Tümpler. AKZ News 27/28 2-2020/1-2021: 58–60.
Wetzel, Georg (1896). Polypenexperimente. Blätter für Aquarien- und Terrarienfreunde (1891) 7 (22), 255 – 257.